Bủu Minh Ðàn do Trương Ngọc An thực hiện  

Gott, das Universum und das Individuum

Diese Betrachtungen führen uns zu dem Problem der Beziehung zwischen Gott, dem Universum und dem einzelnen Menschen. Alle Vorgänge im Vernunftbereich gehen von der Erfahrung aus, und zwar von der Erfahrung des individuellen Selbst. \"Ich bin\" - diese Erfahrung bedarf keines anderen Beweises als den der unmittelbaren Erfahrung. Sie ist aus sich selbst heraus klar. Alle Beweise sind die Folgen dieser unbezweifelbaren Tatsache. Das Bewusstsein meiner Existenz als Individuum bringt sofort die Existenz anderer Individuen in einem ausserhalb meiner selbst bestehenden Universum meinem Denken nahe. \"Ich bin\" bedeutet \"Du bist ebenfalls\", d.h. die Welt ist ebenfalls. Das Sein der Welt ist ebenfalls. Das Sein der Welt ist das Korrelat zum Vorhandensein meiner Individualität. Es kann kein Subjekt geben ohne ein Objekt der Erfahrung. Die Welt ist die notwendige Ergänzung zum Individuum. Doch die Position von Individuum und Welt, wie sie uns bekannt ist, genügt nicht zur Erklärung alles dessen, was aus dieser Position hervorgeht. In denkenden Wesen mit der Fähigkeit zur Reflexion macht sich das dringende Bedürfnis bemerkbar, die Beziehung zwischen Welt und Individuum zu erkennen. Was ist die Ursache der Welt? Auf welche Weise bin ich mit den übrigen Dingen dieser Welt verbunden? Was ist hier meine Pflicht? Fragen dieser Art drängen sich dem Geiste verschiedener Menschen auf. Sie lassen sich nicht durch irgendeinen Inhalt der Sinneserfahrung beantworten. Doch ruft das Bedürfnis nach Klärung der Schwierigkeiten, die sich aus der Erscheinung der Welt und des Menschen ergeben, dringend nach einer Lösung. Diese Lösung kann durch eine Synthese auf höherer Ebene erreicht werden, durch das tiefere Bewusstsein, das der gewöhnlichen Erfahrung zugrundeliegt, und das solch höheren Kontemplationen zum direkten und unmittelbaren Erfahrenden wird. Das Zwischenglied zwischen Welt und Individuum sollte entweder vom Wesen des Objektes oder von demjenigen des Subjektes sein. Das objektive Universum wird als materiell erlebt, und nimmt man diese Materialität als das Wesen der Beziehung zwischen Welt und Individuum an, dann würde diese Situation hinsichtlich der Beziehung nur ein einziger Teil unter den zahllosen Teilen, die das Universum zusammensetzen, sein. Materialität wäre ein Teil des Universums, oder mit anderen Worten, es gäbe überhaupt nichts derartiges wie eine Beziehung. Irgendwie drängt es uns, diese Beziehung als eine bewusste anzunehmen und dennoch kann sie nicht identisch sein mit dem subjektiven Bewusstsein. Die Beziehung zwischen zwei Dingen kann nicht zugleich eines dieser beiden Dinge sein. Andernfalls wäre keine Wahrnehmung des Unterschiedes vorhanden. Unterscheidung ist eine dritte Kategorie, und doch ist keine Erkenntnis dieses Unterschieds ohne eine zugrundeliegende Einheit zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten möglich. Dinge, die absolut keine Beziehung zueinander haben, können gegenseitig nicht in Wechselbeziehung treten. Die höhere Synthese, die im Bewusstsein stattfindet, sollte daher die empirische Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt transzendieren. Die Welt und das Individuum sollten in dieses höhere Bewusstsein einbezogen werden, während dennoch keines von ihnen den ihm eigenen besonderen Wert verlieren sollte.

Sind wir fähig, diese universale bewusste Beziehung zwischen der Welt und dem Menschen als gesichert darzulegen, dann haben wir die Existenz Gottes festgestellt. Gott ist das notwendige Postulat, das allein die wahre Natur der verschiedenen Phänomene des Universums erklären kann. Die Ordnung, Systematik, Regelmässigkeit und Harmonie des Universums kann - ohne Voraussetzung dieses alles umfassenden Seins, das wir Gott nennen - keine angemessene Erklärung finden. Es spielt keine Rolle, mit welchem Namen wir auf dieses Sein Bezug nehmen, doch muss dieses angenommen werden, damit wir in unserer Erklärung der Konsistenz, die wir im Universum vorfinden, konsequent sein können.

Am Hintergrund dieser beiden sich dauernd bewegenden und verändernden Faktoren - Mensch und Natur - berühren wir die Wirklichkeit eines sich immer gleichbleibenden, unveränderlichen Seins, welches deren ewige Grundlage und Quelle bildet. Dieses göttliche Sein ist die höchste Wahrheit, die letzte transzendente Realität, die eine unteilbare absolute Existenz, Erkenntnis und Glückseligkeit.
Die ganze Schöpfung ist ein Prozess des Werdens, in welche das Eine zum Vielen wird, ein Prozess der Offenbarung des Transzendenten. Alle Phänomene entspringen diesem unteilbaren, unendlichen Ozean reinen Bewusstseins, existieren darin und kehren wieder zu ihrem Ursprung zurück, vergleichbar einem Ein- und Ausatmen des höchsten Seins.
Wie unzählige kleine Wellen sich entwickeln, tanzen und in der Tiefe des Ozeans wieder zur Auflösung gelangen, so strömen am Beginn einer Manifestation unendlich viele Wesen aus diesem Einen und entwickeln sich in die zahllosen Formen des Lebens, die wir in diesem Universum erfahren. Von hier beginnt die stetig aufwärtsführende Prozession der einzelnen Seelen und mündet auf dem Weg der Evolution wieder in ihre ursprüngliche Quelle. Dies ist der Zyklus von Emanation, Involution und Evolution, der kosmische Plan gemäss des göttlichen Willens.

Da die menschliche Seele ein Teil der unendlichen Existenz ist, ist sie in ihrer wesentlichen Natur identisch mit dieser transzendentalen Wirklichkeit. In den Wirbel des Zyklus dieses Weltprozesses hineingeboren, unwissend in bezug auf seine Göttlichkeit und sein Bewusstsein, stark begrenzt durch die verhüllende Decke der Materie, fühlt das individuelle Selbst diese Trennung und Begrenzung und versucht, diese Unvollkommenheit zu beendigen. Durch wiederholte Inkarnationen wird sein Leben zu einem beständigen Aufwärtsstreben in die ursprüngliche Heimat unendlicher, unsterblicher, glückseliger Existenz. Solange dieser Zustand nicht erreicht ist, wird jedes Zentrum des individualisierten Ego-Bewusstseins diese rastlose Suche auf dem aufwärtsführenden Pfad der Evolution fortsetzen. Ununterbrochen und unabänderlich wird die Menschheit aufwärtsgezogen zu diesem idealen Zustand vollkommener Existenz.

Unsere tiefste Wirklichkeit ist ein unwiderlegliches Bewusstsein, und dieses bestätigt sich selbst in unserem ganzen Streben und Mühen, Rechenschaft über unsere Erfahrung, subjektiv und objektiv, abzulegen. Ohne Bewusstsein gibt es weder ein Universum noch ein Individuum. Nichts kann ohne Bewusstsein vorhanden sein. Aller Wert und alle Existenz werden null und nichtig, wenn das Bewusstsein aus dem Gebiet der Erfahrung verbannt wird. Die höchste Intelligenz oder das höchste Bewusstsein muss dem Höchsten des Alls, Gott, gleichgesetzt werden.


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